Zur Malerei-Kollektion des Zentralen Museums der Kriegsgefangenen gehört künstlerisches Schaffen von Kriegsgefangenen, das in deutschen Lagern während des Zweiten Weltkriegs entstanden sind. Die meisten der überlieferten Werke stammen aus Oflags, in denen es im Vergleich mit Stalags günstigere Bedingungen für diese Art von Betätigung gab. In den Lagern für Offiziere galt kein Arbeitszwang, die Gefangenen hatten mehr Freizeit und erfuhren auch allgemein mehr Zustimmung vonseiten der deutschen Lagerverwaltung. Überdies waren in einem Oflag künstlerisch gebildete Gefangene unschwer zu finden, die sogar Malerei- und Zeichenkurse für ihre Mitgefangenen organisierten. Einige der überlieferten Werke sind bei ebensolchen Kursen entstanden. Sie haben einen großen historischen Wert, auch wenn sie nicht immer hohe künstlerische Qualitäten aufweisen. Sie sind ein Zeugnis für autodidaktisches Lernen unter den Gefangenen und registrieren deren schrittweise Beherrschung einer schwierigen Technik.

Ein Teil der Objekte der Kollektion stammt aus Internierungslager in Rumänien. Es sind Aquarellbilder von Tadeusz Kowalczyk, der auch in den nachfolgenden Orten seines Aufenthalts schuf, d.h. in den Oflags VI E Dorsten und VI B Dössel bereits nach der Überstellung polnischer Soldaten an die deutschen Behörden sowie im Lager Fölsen für ehemalige Kriegsgefangene unmittelbar nach dem Kriegsende. Die nach der Wiedererlangung der Freiheit gemalten Werke Kowalczyks gehören zu der Gruppe der Musealien, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind. Zu beachten sind neben ihnen auch u.a. sechs Ölbilder von Edward Solski, die Warschauer Aufständische in der Gefangenschaft darstellen.

Die Urheberschaft der meisten Malereiwerke aus dieser Museumskollektion ist bekannt. Ihre Schöpfer haben sie jeweils leserlich mit ihrem vollen Namen oder mit ihren Initialen unterschrieben, die von Forschern entziffert werden konnten. In den Sammlungen des Museums befinden sich Werke, die in vielen Malereitechniken hergestellt sind, von Aquarell- und Pastellbildern bis zu Ölmalereien und Kompilationen verschiedener Techniken. Die meisten sind Aquarellen, da diese Malereitechnik in den Lagern besonders beliebt war und am häufigsten von Gefangenen verwendet wurde. In Aquarell wurden Landschaftsbilder, Stillleben sowie kleine Porträts gemalt. Man malte sie auf dem in Lagern zugänglichen Papier – für gewöhnlich auf der Rückseite verschiedener Schriftstücke oder auf Packpapier von den eingesandten Paketen. Wenn es um die Pastellbilder gibt, handelt es sich hierbei um Gefangenenporträts, Stillleben sowie Frauenporträts, die aus dem Gedächtnis oder anhand von Fotografien gemalt wurden. Eine wenig zahlreiche Gruppe sind Ölbilder, im Allgemeinen Gefangenenporträts und Kopien von Werken bekannter Maler. Diese Malereitechnik kam in den Lagern nur selten zur Anwendung, da die Materialien nur schwer zu beschaffen waren. Gefangene benutzten sie, wenn sie Bestellungen von deutschen Mannschaftsangehörigen (z.B. Wachmännern) oder Arbeitsgebern in Arbeitskommandos ausführten, die diese Materialien lieferten.