Stalag VIII B (344) Lamsdorf

Das Stalag VIII B entstand am 4. Oktober 1939. Es befand sich auf dem Gelände des ehemaligen Lagers II, das anfänglich als Feldlager bezeichnet wurde. Über Jahre wurden dort preußische und später deutsche Soldaten ausgebildet. Während der Kriege wurden dort Kriegsgefangene festgehalten: im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) französische Soldaten und im Ersten Weltkrieg Soldaten der Entente.

In der Zwischenkriegszeit wohnten im Lager II deutsche Zuwanderer aus dem polnischen Teil Oberschlesiens, vor allem Mitarbeiter der Reichsbahndirektion Katowice mit Familien, die im Zusammenhang mit der Grenzveränderung und dem notwendigen Umzug der Eisenbahndirektion nach Oppeln hier und im Lager I auf die Einrichtung ihrer neuen Arbeitsplätze und Wohnungen warteten. In den beiden Zwischenkriegs-Jahrzehnten fanden hier auch zahlreiche Sport- und Militärübungen statt.

In den Jahren des Zweiten Weltkriegs entstand in dem Gebiet ein deutsches Lager als Teil des Gefangenlagerkomplexes Lamsdorf, der zu den größten in Europa gehörte. Das Lager war bereits im August 1939 als Durchgangslager (Dulag B) eingerichtet worden. Im Oktober wurde es in ein Dauerlager für einfache Soldaten und Offiziere umgestaltet und in Stalag VIII B Lamsdorf umbenannt. Um die Mitte 1943 wurde ihm das nahegelegene Stalag 318/VIII F Lamsdorf und danach auch das Stalag VIII D Teschen (Cieszyn) untergeordnet. Ende 1943 folgte die Umbenennung in Stalag 344 Lamsdorf. Unter diesem Namen bestand das Lager bis zum Kriegsende.

Der erste Gefangenentransport mit ca. 1.000 Soldaten der Polnischen Streitkräfte traf dort am 5. September 1939 ein. Neben Soldaten wurden dort in der Anfangszeit auch zivile Gefangene kurz festgehalten, u.a. Pater Maximilian Kolbe. Mitte 1940 wurden die polnischen Kriegsgefangenen, die überwiegend an Lager im Landesinneren des Reiches verwiesen worden waren, durch britische Gefangene ersetzt. Kurz später isolierte man dort auch Soldaten anderer Armeen, die gegen das Dritte Reich kämpften: Franzosen, Belgier, Jugoslawen, Griechen und Amerikaner. Aufgrund der hohen Zahl der Briten (ca. 48.000), die man dort ununterbrochen bis zum Kriegsende festhielt, wurde das Lager allgemein als Britenlager bezeichnet.

Die Lebensbedingungen und die Lagerdisziplin ähnelten denen in anderen Kriegsgefangenenlagern im Dritten Reich. Die Gefangenen wurden zwangsweise in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Industrie eingesetzt. Um ihre Gefangenschaft zu überstehen,  engagierten sie sich für Aktivitäten in Kultur und Bildung, Religion und Sport. Auch die Briefe und Pakete, die ihnen Verwandte und wohltätige Organisationen zukommen ließen, waren eine Hilfe.

Im Januar 1945 wurden die Gefangenen evakuiert. Alle Marschfähigen verließen das Lager. Truppen der Roten Armee rückten dort am 18. März 1945 ein. In den späteren Vierzigerjahren richten polnische Militärbehörden in dem Gebiet einen Truppenübungsplatz ein. Bis zu dessen Auflösung im Jahr 2000 blieb der Ort für Touristen unzugänglich. Von den Lagerbauten hat nur Weniges überdauert: einige Brandschutzbecken sowie Fragmente von Wohnbaracken und Lagerräumen.  Auch die Kastanienallee, durch die Gefangene geführt wurden, ist erhalten geblieben.