Stalag 318/VIII F (344) Lamsdorf

Es existierte zwischen Juli 1941 und März 1945. Errichtet wurde es an einem Ort, wo im Ersten Weltkrieg Kriegsgefangene – Soldaten der Entente (Lager V, Lager VIa) – festgehalten wurden und wo es 1921 bis 1924 ein Lager für deutsche Zuwanderer aus den an Polen angegliederten Gebieten Oberschlesiens, Großpolens und Pommerns gab.

Die tragischste Periode in der Geschichte des Ortes war der Zweite Weltkrieg. Es existierte dort ein Lager, das für die zahlreichste und von den Deutschen am schlechtesten behandelte Gruppe der sowjetischen Kriegsgefangenen errichtet worden war. Für diese wurde es zu einem Ort der Ausrottung: Von den rund 200.000 Gefangenen, die im Zweiten Weltkrieg durch dieses Lager in Lamsdorf gingen, kamen ca. 40.000 zu Tode.

Das Gelände für die Lagerbauten wurde zwar bereits im späten Herbst 1941 angelegt, aber es wurde nicht sogleich mit Bauarbeiten begonnen. Die Soldaten der Roten Armee, die seit Juli des Jahres 1941 dorthin gebracht wurden, waren anfangs unter freiem Himmel kaserniert. Erst im Herbst ging man daran, Baracken zu bauen. Da die Arbeiten nicht vor dem Winter abgeschlossen werden konnten, mussten die Gefangenen sich in selbstgegrabenen provisorischen Erdhöhlen vor der Kälte schützen. Der Großteil der Bauarbeiten im Lager erfolgte erst 1942.

In den vier Jahren seines Bestehens durchlief das Lager viele Reorganisationen. Bis zum Herbst 1941 fungierte es als Stalag 318, dann als Stalag VIII F Lamsdorf. Mitte 1943 wurde es dem nahegelegenen Stalag VIII B Lamsdorf untergeordnet, welches wiederum Ende 1943 in Stalag 344 Lamsdorf umbenannt wurde. Aufgrund der großen Zahl von Gefangenen aus der Roten Armee wurde das Lager als Russenlager bezeichnet. Man hielt dort aber auch Soldaten anderer Armeen fest: Italiener, Jugoslawen, Griechen sowie in jeweils kleinerer Zahl auch Polen, Franzosen und Rumänen. 1944 brachte man dorthin Warschauer Aufständische (ca. 6.000) und slowakische Aufständische (1.600). In der Gruppe der Ersteren befanden sich u.a. die Schriftsteller Roman Bratny, Stanisław Ryszard Dobrowolski und Józefa Radzymińska, die Historiker Aleksander Gieysztor, Witold Kula und Stanisław Płoski, der Soldat der legendären Spezialeinheit "Cichociemni" (die leisen Dunklen)  und Fotograf des aufständischen Warschau Stefan Bałuk oder auch Rittmeister Witold Pilecki, bekannt für seine mutige Enthüllung der Wahrheit über das KZ Auschwitz in den Kriegsjahren. Unter den im Lager internierten Warschauer Aufständischen waren sowohl Offiziere und einfache Soldaten, als auch Frauen und Kinder. Für die meisten von ihnen war es ein Durchgangslager.

Die Lebensbedingungen im Russenlager waren viel schlechter als im benachbarten Britenlager. Die Gefangenen mussten gegen Hunger, Kälte und Krankheiten ankämpfen, sie wohnten extrem zusammengedrängt, arbeiteten über ihre Kräfte und mussten eine äußerst schlechte Behandlung vonseiten der Lagerverwaltung ertragen. Was ihnen zu überleben half, waren Kultur-, Bildungs- und Religionsaktivitäten, die allerdings – insbesondere bei den sowjetischen Gefangenen – nur sehr begrenzt stattfanden.

Ähnlich wie beim Britenlager wurden auch die Insassen des Russenlagers in einem Fußmarsch im Januar 1945 von der deutschen Lagerverwaltung evakuiert. Vor Ort blieben Kranke, überwiegend sowjetische Gefangene. Viele von ihnen starben, bevor am 17. März Einheiten der Roten Armee dorthin kamen.

Die materielle Spur des Stalag VIII F Lamsdorf ist heute ein umzäuntes Gelände mit einem rekonstruierten Wachturm und Überresten von Baracken. Es umfasst nur einen kleinen Teil der tatsächlichen Fläche des ehemaligen Lagers. Dank des Bemühens der Kriegsveteranenkreise (Soldaten der Heimatarmee) wurde 1997 auch des Aufenthalts von Warschauer Aufständischen im Lager gedacht. An diese erinnert ein großer, mit einem massiven Kreuz bekrönter Granitobelisk, entworfen vom Oppelner Bildhauer Adam Zbiegieni.