Jakow Dschughaschwili (1907-1943)

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Jakow Dschughaschwili (1907–1943), Artillerieleutnant in der Roten Armee. In deutsche Gefangenschaft geriet er 1941. Die Befreiung erlebte er jedoch nicht mehr.

Geboren wurde er in Baku, der Hauptstadt Georgiens, als ältester Sohn von Josef Stalin und dessen erster Ehefrau Jekaterina Swanidse, die 8 Monate später starb. Der Vater war damals im Gefängnis, und so wurde er von einer Tante großgezogen. Anders als die anderen Kinder Stalins verwendete er den ursprünglichen Familiennamen seines Vaters. 1921 zog er von Tbilisi zu ihm nach Moskau, um zu lernen, kam jedoch als einfacher Arbeiter in ein Leningrader Kraftwerk, weil der Vater es so beschlossen hatte. Jakow Dschughaschwili gelang es dennoch, ein Ingenieursstudium (Moskauer Institut für Transportingenieure) abzuschließen und in einem nach Stalin benannten Automobilwerk tätig zu werden. 1938 gab er auf ausdrücklichen Wunsch seines Vaters diese Arbeit auf und trat in eine Artillerieschule ein, die er nach verkürzter Ausbildung 1940 im Grad eines Leutnants (Oberleutnant nach sowjetischer Militärterminologie) absolvierte.

Nach dem Angriff des Dritten Reiches auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 meldete er sich für den Frontdienst und kämpfte als Befehlshaber einer Haubitzenbatterie 122 mm in Weißrussland. Doch bereits am 16. Juli wurde seine Abteilung eingekesselt und er wurde bei Witebsk gefangengenommen. Die Deutschen versuchten später immer wieder erfolglos, dies propagandistisch zu nutzen und ihn zur Kollaboration mit dem Dritten Reich zu bewegen. Ihm wurde u.a. angeboten, Abteilungen sowjetischer Rekruten zu befehligen und auf der Seite Deutschlands zu kämpfen. Flugzeuge der Luftwaffe warfen Massenflugblätter mit der Kopie eines auf Russisch verfassten Briefes von Jakow Dschughaschwili an seinen Vater ab, in dem er diesen informierte, dass er in deutscher Gefangenschaft sei und gut behandelt werde. Man warf auch Flugblätter mit seinem Foto ab, die Rotarmisten aufforderten, sich zu ergeben.

Jakow Dschughaschwili kam zuerst in das Offizierslager Oflag XIII D Hammelburg nach Bayern. Nach einem misslungenen Fluchtversuch im Mai 1942 verlegte man ihn in das Oflag X C Lübeck. Die dort befindlichen polnischen Gefangenen aus dem Verteidigungskrieg 1939 leisteten ihm damals Hilfe, indem sie u.a. Lebensmittelpakete des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz mit ihm teilten. Sie stellten ihm als Offizier sogar eine Ordonnanz zur Verfügung, den Gefreiten Władysław Chmieliński. 1943 entdeckte die Lagerverwaltung einen von polnischen Gefangenen gegrabenen unterirdischen Gang. Unter dem Verdacht, dass auch Stalins Sohn durch diesen Gang fliehen wollte, beschloss man seine Verlegung in das Konzentrationslager Sachsenhausen, in einen separaten Sektor für besonders wichtige Gefangene, den sog. Zellenbau (dorthin gekommen waren u.a. der Befehlshaber der Heimatarmee General Stefan Rowecki „Grot”, der französische Premierminister Eduard Daladier oder auch Österreichs Bundeskanzler Kurt Schuschnigg). Die Deutschen boten Stalin damals an, seinen Sohn gegen den in sowjetische Gefangenschaft bei Stalingrad geratenen Feldmarschall Friedrich Paulus zu tauschen, doch der Führer der UdSSR lehnte ab: „Einen Leutnant tausche ich gegen einen Marschall nicht”. Es gilt die Meinung, dass die Kontakte zwischen Vater und ältestem Sohn niemals herzlich waren. Stalins persönlichem Sekretär Boris Baschanow zufolge „mochte Stalin ihn nicht und schikanierte ihn auf Schritt und Tritt”. Und gemäß Stalins Kriegsbefehl Nr. 270 von 1941 (bekannt als „Kein Schritt zurück”), wonach gefangengenommene sowjetische Soldaten als Landesverräter galten und ihre Familien zu verbannen seien, wurde nach Jakows Gefangennahme sogar seine Frau, die Tänzerin Julia Melzer, festgenommen  und für zwei Jahre nach Sibirien geschickt.

In Sachsenhausen wurde Jakow Dschughaschwili zunehmend depressiv und soll bereut haben, nicht Selbstmord begangen zu haben, anstatt sich gefangen nehmen zu lassen: „Ich schäme mich vor meinem Vater, dass ich nicht umgekommen bin”. In seinem Lebenslauf gibt es viele Lücken und Unklarheiten. So werden der Zeitpunkt und die Umstände seiner Gefangennahme sowie die Art seines Todes in Frage gestellt. Laut einigen Historikern soll sich Dschughaschwili am 14. April 1943 vermutlich nach einem Streit mit britischen Gefangenen, mit denen zusammen er in einer Baracke untergebracht war, entnervt gegen den elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun geworfen haben, wonach er vom Wachpersonal erschossen wurde oder durch Strom starb. Anderen zufolge sollen die Deutschen ihn, nachdem Stalin das Angebot zum Tausch seines Sohnes gegen Feldmarschall Paulus ablehnte, schlichtweg liquidiert haben. 

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