Die Archivaliensammlung „Deutsches Rotes Kreuz. Präsidium“ bildet Korrespondenz von zwei Ämtern des DRK-Präsidiums: dem Amt S (Sondereinsatz Ost, kurz: S-O) und dem Amt VII (Amt Auslandsdienst).

Anhand der vorliegenden Korrespondenz kann die annähernde Organisationsstruktur dieser Ämter im Hinblick auf Angelegenheiten mit Bezug auf polnische Soldaten und Zivilisten festgestellt werden. So bestand das Amt S aus zwei Referaten: Polnische Militärs (PM) und Polnische Offiziere (PO), während die Korrespondenz des Amtes VII in Themengruppen gegliedert ist, bezogen auf die Suche nach polnischen Soldaten und Kriegsgefangenen, medizinischem Personal, Internierten sowie auch polnischen Zivilisten.

Referat Polnische Militärs (PM)

Fast ein Drittel der Sammlung „Deutsches Rotes Kreuz. Präsidium“ bildet Korrespondenz des PM-Referats, zusammengefasst unter dem Titel „Vermisste Soldaten“. Sie betrifft die Suche nach polnischen Soldaten, die im Polenfeldzug 1939 verschollen waren. An das DRK wenden sich deswegen vorwiegend Familienangehörige, die den Kontakt zu im August 1939 einberufenen Soldaten verloren hatten. Die zweite Gruppe (Erledigte Fälle) enthält Angelegenheiten, bei denen das DRK das Schicksal gesuchter Soldaten ermitteln konnte, indem es sie in Gefangenenlagern in Deutschland fand. Eine weitere Gruppe, bezeichnet als „Polnische Kgf. aus Dtld suchen Angehörige im ehemaligen poln. Gebiet“, bildet Korrespondenz über Kontaktaufnahmen mit Familienangehörigen durch polnische Gefangene in deutscher Kriegsgefangenschaft. Ein weiterer Punkt war die Suche nach im Osten verschollenen polnischen Soldaten, darunter solchen, die in sowjetische Gefangenschaft geraten waren, sowie nach Gefangenen, die ins Innere der UdSSR verschleppt wurden. Ein Teil der Korrespondenz betrifft u.a. die Suche nach polnischen Soldaten jüdischer Herkunft, die im Polenfeldzug 1939 verschollen waren, ihre Entlassungen aus der Gefangenschaft in Gettos und Todesfälle in Gefangenenlagern sowie die Suche nach polnischen Gefangenen, die aus deutschen Lagern fliehen konnten.

Die nächste Gruppe von Dokumenten des PM-Referats (Nachrichtenübermittlung) umfasste die Übermittlung von Informationen für Kriegsgefangene von Familienangehörigen, die den Kontakt mit ihnen verloren hatten. Ein weiterer Teil der Dokumente, gekennzeichnet als „Freilassung“, hing damit zusammen, Korrespondenz in Bezug auf Bitten von Familienangehörigen um Freilassung polnischer Kriegsgefangener an die zuständigen Ämter zu übermitteln. Ein Teil der Korrespondenz des PM-Referats widmet sich der Suche nach polnischen Soldaten, die im Polenfeldzug 1939 fielen oder in Feldkrankenhäusern ihren Kampfwunden erlagen, sowie jenen, die in deutsche Gefangenschaft gerieten und dort starben. Die Korrespondenz enthält auch Todesanzeigen.

Eine weitere Korrespondenzgruppe bezieht sich auf die Entlassung von Kriegsgefangenen aus ihrer Gefangenschaft als Kranke, Verwundete oder Invaliden. Zu dieser Gruppe gehörten auch Angelegenheiten in Verbindung mit materiellen Hilfeleistungen für ehemaligen Kriegsgefangene, die als zivile Arbeiter entlassen wurden, Urlaubsfragen in Bezug auf zivile Arbeiter oder schließlich Angelegenheiten in Zusammenhang mit der Überweisung von Geld, das von Arbeitern verdient wurde, an deren Angehörige. Die Korrespondenz betraf auch den Umlauf von Paketen und Briefen für und von Gefangenen sowie Bitten von Gefangenen um Pakete mit Büchern, Kleidung usw. und sogar um die Erlaubnis zu einer Eheschließung durch zivile Arbeiter.

Auch in den übrigen Akten über Belange polnischer Soldaten und Kriegsgefangener befinden sich viele interessanten Materialien, bezogen u.a. auf die Suche nach Warschauer Aufständischen oder polnischen Polizisten, die im Osten verschollen waren. Es gibt hier schließlich Korrespondenz des DRK zu Angelegenheiten polnischer Kriegsgefangenen gegenüber verschiedenen Ämtern und Behörden, darunter Kreisämtern, Gerichten, Arbeitsämtern, Lagerkommandanturen oder dem Polnischen Roten Kreuz.

Referat Polnische Offiziere (PO)

Eine ähnliche Struktur hat die Korrespondenz bezüglich polnischer Offiziere. Mit diesen befassten sich die PO-Referate. Die größte Gruppe bildet hier die Suche nach Offizieren, die beim Polenfeldzug 1939 verschollen waren (Vermisste Offiziere). Ein recht großer Teil der Korrespondenz dieses Referats entfällt auf „Erledigte Fälle“, d.h. aufgeklärte Fälle von polnischen Offizieren in deutscher Gefangenschaft. Ähnlich wie das PM-Referat befasste sich auch das PO-Referat mit der Suche nach im Polenfeldzug 1939 im Osten verschollenen polnischen Offizieren, darunter Offizieren, die in sowjetische Gefangenschaft gerieten, d.h. in die Lager in Kozielsk, Ostaszkow und Starobielsk. Eine weitere Korrespondenzgruppe, gekennzeichnet als „Gefallene Offiziere“, betraf die Suche nach polnischen Offizieren, die 1939 gefallen bzw. in deutscher Gefangenschaft gestorben waren.

Die übrigen Korrespondenzgruppen des PO-Referats wurden in zwei Teilen zusammengefasst:

  • „Korrespondenz“: Briefe polnischer Offiziere in deutscher Gefangenschaft, versendet über das DRK an verschiedene Institutionen bezüglich Steuern, Renten, Postsendungen, verlorengegangenen Paketen, Bitten um Entlassung aus der Gefangenschaft usw.
  • „Unbearbeitet ab 1.VIII.1944“: Korrespondenz mit Bezug auf die Suche nach polnischen Offizieren, die im Polenfeldzug 1939 verschollen bzw. gefallen waren, sich in deutscher Gefangenschaft befanden bzw. dort starben sowie mit Bezug auf Kontaktaufnahmen zu den Angehörigen.
Amt Auslandsdienst (Amt VII)

Die Korrespondenz, die dem Amt VII zugeordnet werden kann, ist in sechs Themengruppen mit auf den Schutzumschlägen verliehenen englischen Titeln gegliedert.

Die größte Gruppe ist Correspondence pertaining to Polish POWs, bezogen auf die Suche nach polnischen Soldaten, Offizieren und Offiziersanwärtern, die im Polenfeldzug 1939 verschollen bzw. gefallen waren, sich in deutscher Gefangenschaft befanden bzw. dort starben oder als zivile Arbeiter entlassen wurden, sowie auf die Suche nach polnischen Soldaten jüdischer Herkunft. Die zweite Gruppe ist Correspondence pertaining to Tracing of the Medical Personnel of Polish Army, bezogen auf die Suche nach medizinischem Personal der polnischen Armee: Ärzten, Sanitätern und Krankenschwestern, die im Polenfeldzug 1939 verschollen waren bzw. sich in deutscher Gefangenschaft befanden.

Eine weiter ist Correspondence pertaining to Polish Internees in Germany, bezogen auf die Suche nach Soldaten und Zivilisten polnischer Nationalität, die in Rumänien, der Schweiz, der Slowakei, Schweden, Finnland, Ungarn, Litauen und Lettland interniert wurden. Die kleinste Gruppe bildet Correspondence pertaining to Tracing of Polish Civilians, bezogen auf die Suche nach Zivilpersonen polnischer Nationalität, die verschollen, verstorben bzw. in Lagern (Mauthausen, Dachau) befindlich waren, verhaftet oder interniert wurden.

Die Gruppe Miscellaneous correspondence pertaining to Polish nationals N° of Parcels 22 beinhaltet viele Angelegenheiten mit Bezug auf polnische Volksangehörige, darunter Fälle mit Bezug auf:

  • die Suche nach Polen, die sich in der Sowjetunion befanden (Verschleppte, Verhaftete, Kriegsgefangene);
  • die Suche nach Polen, die in Rumänien und Ungarn interniert wurden;
  • die Suche nach polnischen Fliegern, die in der britischen Armee dienten;
  • die Suche nach Zivilpersonen, die in Konzentrationslagern gefangen gehalten wurden;
  • die Suche nach Zivilpersonen polnischer Nationalität;
  • die Suche nach polnischen Staatsangehörigen, die sich vor dem Kriegsausbruch in Frankreich aufhielten, Soldaten, die in Frankreich kämpften, französischen Kriegsgefangenen, in Frankreich lebenden Zivilpersonen, französischen Soldaten polnischer Herkunft;
  • die Suche nach Zivilpersonen, die im Gebiet des Generalgouvernements lebten, in den westlichen Ländern verschollen waren usw.

Die letzte Gruppe ist Miscellaneous correspondence pertaining to Polish children. Sie enthält Korrespondenz mit Bezug auf die Suche nach Kindern sowie Angelegenheiten in Verbindung mit ihrem Transport zu ihren hauptsächlich in Frankreich lebenden Eltern.